Vertragsfallen #2 – VORSCHUSS & RE-COUPING: Dadurch entstehen klassische Knebelverträge

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Wie entstehen eigentlich oft die klassischen Knebelverträge, aus denen Musiker:innen nicht mehr rauskommen? Und wie kannst du dich vor sowas schützen? – Das erfährst du in diesem Beitrag!

Disclaimer: Dieser Beitrag ist keine Rechtsberatung, sondern spiegelt lediglich unsere Erfahrung und Wissenstand wider. Bei individuellen Rechtsfragen solltest du dich immer noch anwaltlich beraten lassen!

Herzlich willkommen zum zweiten Teil unserer Vertragsfallen-Reihe. In diesen Videos wollen wir dich und hoffentlich viele andere Musiker:innen vor häufigen Fallen in Verträgen des Musikbusiness bewahren. Je besser du Bescheid weißt, desto besser erkennst du auch die schwarzen Schafe im Business.

Heute beschäftigen wir uns mit dem Thema “Vorschuss und Recouping”. Dadurch entstehen nämlich oftmals die klassischen Knebelverträge, aus denen Musiker:innen teilweise gar nicht mehr rauskommen. Wie beim letzten Mal sollten wir erstmal diese beiden Begriffe klären, und dann gebe ich dir noch ein Beispiel, wie das in der Praxis vorkommt.

Den Begriff “Vorschuss” muss ich dir wahrscheinlich nicht all zu genau erklären. Hierbei handelt es sich um eine Vorauszahlung der Gelder, die du von einem gewissen Partner später mal bekommen würdest. Meistens kommt sowas bei Labels oder Musikverlagen vor, die dir einen Vorschuss auf deine Tantiemen, also Einnahmen durch deine Musik bzw. Songs geben. Dazu aber gleich mehr. Anstatt also auf dein Geld warten zu müssen, bekommst du eine gewisse Summe vorab ausbezahlt.

Diese musst du dann in der Regel natürlich wieder reinspielen, was uns zum “Recouping” bringt. Der Begriff “Recouping” bezieht sich in diesem Zusammenhang auf die Rückzahlung von solch einem Vorschuss. Ein Vorschuss ist “recouped”, wenn du die vorausbezahlte Summe wieder eingespielt hast. Bis zu diesem Zeitpunkt geht dein Anteil der Einnahmen komplett an den jeweiligen Partner. Erst wenn du deinen Vorschuss komplett recouped hast, bekommst du deine Tantiemen ausgezahlt.

Hier kommt jetzt allerdings das Problem bzw. der wichtige Aspekt. Diesen Vorschuss musst du mit DEINEM TEIL der Einnahmen wieder einspielen, damit du ihn recoupen kannst. Wenn du also 50% der Einnahmen und 10.000€ Vorschuss bei einem Label bekommst, dann müssen mit deiner Musik insgesamt mindestens 20.000€ eingespielt worden sein. Erst dann hast du deinen Vorschuss wieder komplett hereingeholt.

Wie entstehen dadurch jetzt aber diese ominösen Knebelverträge? Lass mich dir das an dem Beispiel von gerade eben erklären:

Du bist bei einem Label mit einem 50:50-Deal und hast 10.000€ Vorschuss bekommen. In den meisten Fällen, verlängert sich dein Vertrag automatisch, wenn dein Vorschuss noch nicht komplett zurückbezahlt wurde. Sollte dein Release also doch nicht so erfolgreich sein, wie eigentlich angedacht, könnte es schwierig werden den Vorschuss wieder einzuspielen. Im schlimmsten Fall spielst du die 10.000€ mit deinem Anteil nie wieder rein und der Vertrag verlängert sich jedes Jahr aufs Neue. 

So finden sich Musiker:innen manchmal für immer in solchen Verträgen gefangen wieder und kommen nicht mehr raus. Ein quasi endloser Vertrag zu den immer gleichen Konditionen. Je nachdem was in deinem ursprünglichen Vertag festgehalten wurde, bekommt dein Label vielleicht immer mehr Releases von dir, ein Musikverlag immer mehr deiner Songs oder sonst etwas in der Art.

So schön das erscheinen mag, einen großen Vorschuss zu bekommen… das kann wirklich nach hinten losgehen und deine Karriere langfristig sabotieren. Wenn dein erster Release bei dem Label nämlich nicht erfolgreich war, dann werden sie vermutlich auch nicht mehr all zu viel Zeit und Geld in die nächsten investieren. 

Die Wahrscheinlichkeit entsprechend viel Geld mit den neuen Veröffentlichungen einzuspielen wird also immer und immer geringer. Du kommst sozusagen auf das Abstellgleis und je nach Vertrag kannst du auch nicht mehr anderweitig Musik veröffentlichen. Damit ist deine Musikkarriere im schlimmsten Fall vorbei.

Ich verstehe es total, dass so ein Vorschuss cool klingt und natürlich auch ein super Anerkennung ist. Wenn du das Geld jetzt aber nicht unbedingt brauchst, dann würde ich persönlich eher darauf verzichten. Wenn dein Release erfolgreich ist, was ich dir natürlich wünsche, dann bekommst du ja sowieso deinen Anteil der Einnahmen. Falls er aber doch floppt, stehst du nicht vor der eventuell unmöglichen Aufgabe, deinen Vorschuss zu recoupen.

Eine weitere Möglichkeit wäre noch, wenn im Vertrag explizit geregelt wird, dass dein Vorschuss “nicht rückzahlbar” oder dergleichen ist. Das heißt dann nämlich, dass du den Vorschuss bekommst, aber eben nicht in dieser Abwärtsspirale landen kannst. Bei sowas musst du aber wirklich ganz genau auf die Formulierungen achten, denn hier kommt es echt auf jedes Detail an. 

Darum nochmal kurz der Hinweis, das hier ist definitiv keine Rechtsberatung! Wenn du vor solch einer Entscheidung bzw. einem Vertrag stehst, dann lass dich bitte unbedingt anwaltlich beraten!

Es gibt natürlich auch andere Arten, wie so ein Knebelvertrag zustande kommen kann, aber ein nicht zurückgezahlter Vorschuss ist auf jeden Fall eine der häufigsten davon. Achte hier also bitte unbedingt darauf, was du ggf. an Konditionen unterschreibst und wenn es nach mir geht, dann würde ich eher auf deinen Vorschuss verzichten.

Wie gesagt, du musst diesen mit DEINEM ANTEIL der Einnahmen wieder reinspielen und wenn dein Projekt erfolgreich ist, bekommst du ja eh dein Geld.


Wenn dir dieser Beitrag geholfen hat, dann kannst du gerne noch weitere Artikel für Musiker:innen lesen, unsere YouTube-Videos anschauen oder uns auf Social Media folgen. Und natürlich sind wir auch sehr auf dein Feedback als Kommentar oder E-Mail gespannt! Danke und viel Erfolg!

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