Vertragsfallen #1 – OPTIONEN: Vorsicht vor viel zu langer Vertragsdauer und Ergänzungen

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Wir starten eine Reihe, in der wir dich vor bösen Vertragsfallen bewahren wollen Heute geht’s los mit Optionen, denn diese sind oftmals der Grund für viel zu lange Vertragslaufzeiten! Also aufgepasst und viel Spaß!

Disclaimer: Dieser Beitrag ist keine Rechtsberatung, sondern spiegelt lediglich unsere Erfahrung und Wissenstand wider. Bei individuellen Rechtsfragen solltest du dich immer noch anwaltlich beraten lassen!

Herzlich willkommen zum ersten Teil, unserer kleinen Vertragsfallen-Reihe. In diesen Videos möchte ich dich einfach auf ein paar potenzielle Fallen in Verträgen des Musikbusiness hinweisen und dich hoffentlich vor diesen bewahren. Gerade im Musikbusiness wird sehr oft mit den Hoffnungen der Musiker:innen gespielt und eventuelle Unwissenheit gnadenlos ausgenutzt. Das darf einfach nicht sein und vielleicht können wir mit diesen Videos einen kleinen Teil dazu beitragen.

Vorab also schon mal die Bitte: Schicke dieses Video sehr gerne auch an andere Musiker:innen, die das unbedingt wissen sollten.

Heute starten wir aber mit der ersten Vertragsfalle, nämlich den sogenannten Optionen. Durch diese Optionen kannst du nämlich deutlich länger in Verträgen gefangen sein, als eigentlich geplant oder noch weitere Rechte abgeben müssen.

Lass uns erstmal kurz den Begriff klären und dann gebe ich dir natürlich auch noch ein Beispiel, wie das im Musikbusiness vorkommen kann. Das Optionsrecht ist grundsätzlich das Recht, durch einseitige Erklärung einen Vertrag zustande kommen zu lassen. Klingt erstmal sehr juristisch, ist aber eigentlich ganz einfach.

Vereinfacht gesagt heißt das, dass dein Vertragspartner, also zum Beispiel ein Label, Verlag, Manager o.Ä. ohne deine weitere Zustimmung einen Vertrag zustande kommen lassen kann. Wenn du deinem Vertragspartner diese Optionen vorab zugesichert hast, dann kannst du gegen den weiteren Vertrag eigentlich nichts mehr tun. Selbst wenn du das Ganze nicht willst, kommt der neue Vertrag zustande. Das ist also ganz wichtig: Optionen sind EINSEITIG!

Im Musikbusiness kommen solche Optionen meistens im Bezug zur Vertragslaufzeit oder weiteren Rechten vor. An einem Beispiel kann ich dir das wahrscheinlich besser erklären:

Ich hatte vor ein paar Jahren mal einen Vertrag einer Band auf dem Tisch liegen, die mich hierzu um meine Meinung gebeten hat. Der Vertrag war ein sog. Bandübernahmevertrag von einem Label. Was das genau ist würde jetzt zu weit führen, aber daran kann man gut sehen, wie Optionen schnell zum Nachteil werden können.

Grundsätzlich war dieser Labeldeal erstmal über ein Album zu relativ branchenüblichen Konditionen. Nicht wirklich gute Konditionen, aber auch nicht extrem schlecht. Soweit so gut.

Im Bereich der Optionen wurde das Ausmaß dann aber erst wirklich sichtbar. Das Label wollte sich nämlich ganze SIEBEN weitere Alben als Option zusichern lassen. Wir erinnern uns: Optionen sind einseitig!

Das Label hätte also bis zu sieben mal sagen können, dass sie noch ein weiteres Album der Band will. Meine befreundete Band hätte hiergegen überhaupt nichts machen können. Wenn wir mal sehr optimistisch rechnen, schafft man vielleicht ein Album pro Jahr. Das heißt, dass die Band mindestens 8 Jahre an das Label gebunden wäre, egal wie gut die Zusammenarbeit funktioniert und egal was ihnen das Label überhaupt bringt. Für diese 8 Alben müssten sie dann natürlich auch die entsprechenden Anteile der Einnahmen an das Label abtreten. Bei einem normalen Albumszyklus wäre der Vertrag also circa über 8 bis 16 Jahre und das ist einfach ekelhaft.

Und ich kann es gar nicht oft genug sagen: Die Optionen sind einseitig, du als Künstler:in kannst hiergegen also eigentlich gar nichts machen. Wenn das Label noch ein Album will, bekommt es das auch. Das war jetzt einfach nur ein Beispiel, wie Optionen im Musikbusiness aussehen könnten.

Weitere Möglichkeiten für Optionen sind zum Beispiel zusätzliche Jahre in Sachen Vertragsdauer oder auch die Übertragung weiterer Rechte. Ich habe es auch schon gesehen, dass ein Label ab einer bestimmten Bedingung zusätzlich auch noch an anderen Einnahmen, wie Merchandise o.Ä. beteiligt werden wollte. Das kann also in völlig unterschiedliche Richtungen gehen. Es wird einfach einseitig ein weiterer Vertrag geschlossen bzw. dein aktueller Vertrag erweitert.

Ganz grundsätzlich sind Optionen erstmal nichts schlechtes und zum Teil auch nachvollziehbar. Wenn zum Beispiel ein Label super viel Arbeit, Zeit und Geld in dich investiert, dann wollen sie zu einem gewissen Teil auch längerfristig abgesichert sein. Es könnte ja sein, dass das Label extrem hart für dich arbeitet, dein Release durch die Decke geht und der Vertrag dann ausläuft. Um sowas vorzubeugen, lassen sie sich dann eben noch die Option auf weitere Releases zusichern, dass sie von ihrer Arbeit langfristig auch noch profitieren können.

Soweit alles nachvollziehbar finde ich, aber das muss sich einfach in einem gewissen Rahmen bewegen. Wenn ein Label noch 1-2 weitere Releases als Option will, oder ein Management nochmal 1-2 Jahre verlängern will, okay. Aus sowas bist du als Musiker:in ja dann relativ schnell wieder raus. Wenn das aber riesige Ausmaße annehmen sollte, dann wäre ich hier extrem vorsichtig.

Optionen sind meiner Meinung nach immer erstmal zum Nachteil der Künstler:innen. Wenn eine Zusammenarbeit super funktioniert und dein Partner dir entsprechend viel Gegenwert bringt, dann willst du ja deinen Vertrag von dir aus meistens auch verlängern. Durch wirklich gute Arbeit ist eine langfristige Kooperation also von beiden Seiten aus ohne Probleme möglich. Optionen zwingen dich halt zu dieser Zusammenarbeit und ob das die beste Basis für ein gutes Miteinander ist, wage ich zu bezweifeln.

Also wie gesagt, Optionen sind zum Teil nachvollziehbar, aber sie sollten definitiv möglichst niedrig gehalten werden. Denn… sie sind einseitig und das kann dir eventuell sehr weh tun.


Wenn dir dieser Beitrag geholfen hat, dann kannst du gerne noch weitere Artikel für Musiker:innen lesen, unsere YouTube-Videos anschauen oder uns auf Social Media folgen. Und natürlich sind wir auch sehr auf dein Feedback als Kommentar oder E-Mail gespannt! Danke und viel Erfolg!

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